Wie ist es und was fühlen Eltern, wenn sie ihre Kinder irgendwo draussen in der Welt wissen, ohne Schutz und auf der Flucht, wenn sie sie auf der schwierigen Reise verloren haben oder sie bei Bekannten oder im gefährlich gewordenen «zu Hause» lassen mussten… wenn sie aus irgendwelchen Gründen von ihren Kindern, EhepartnerInnen oder Eltern getrennt wurden…
Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass in solchen Fällen, die Kinder und nächsten Angehörigen gesucht und «nachgezogen» – so der juristische Begriff – werden müssen. Aber so einfach ist es nicht – imGegenteil. Der Nachzug von Familienangehörigen ist mit vielen, oft unüberwindlichen Problemen belastet: Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug der Eltern, eine zu kleine Wohnung, weil der Lohn nicht für eine gesetzlich vor geschriebene «bedarfsgerechte» Wohnung reicht, Zweifel der Behörden an der Richtigkeit der Eheschliessung oder – je nach Status – lange Fristen, die dazu führen, dass sich Eltern und Kinder fremd werden. Was vor allem ins Gewicht fällt ist der «Ermessenspielraum» der entscheidenden Behörden und ihre meist negative Zukunftsprognosen über die Entwicklung der gesuchstellenden Eltern, ihre Arbeitssituation und deren möglichen, zukünftigen Sozialhilfeabhängigkeit.
(Auszug aus dem Vorwort von Dr. Ruth-Gaby Vermot)