Mehr­fach dis­kri­mi­niert als Frau* und Migrantin*

Die Schwei­ze­ri­sche Beob­ach­tungs­stel­le für Asyl- und Aus­län­der­recht soli­da­ri­siert sich mit dem Frauen*streik vom 14. Juni 2019. Migran­tin­nen* sind oft­mals von Mehr­fach­dis­kri­mi­nie­rung betroffen. 

Eine Frau*, der die Behör­den erst nach dem 3. Ver­such erlaub­ten, ihre 9‑jährige Toch­ter* nach­zu­zie­hen (Fallnr. 318), ein Opfer* häus­li­cher Gewalt, deren Auf­ent­halts­be­wil­li­gung trotz guter Inte­gra­ti­on und Glaub­wür­dig­keit nicht ver­län­gert wur­de (Fallnr. 317), eine Mut­ter* ohne Auf­ent­halts­sta­tus, die trotz allei­ni­gem Sor­ge­recht ihres min­der­jäh­ri­gen Schwei­zer Soh­nes in ihr Hei­mat­land zurück­keh­ren muss (Fallnr. 315),  eine 70-jäh­ri­ge Frau*, die nach Ita­li­en zurück­ge­schickt wird, obwohl ihr Sohn in der Schweiz vor­läu­fig auf­ge­nom­men ist (Fallnr. 310), eine Mut­ter* und ihre Töch­ter*, die trotz dro­hen­der Zwangs­hei­rat und Geni­tal­ver­stüm­me­lung die Schweiz ver­las­sen müs­sen (Fallnr. 295) und eine Frau*, Opfer von Men­schen­han­del und Zwangs­pro­sti­tu­ti­on in Ita­li­en, die im Rah­men des Dub­lin-Ver­fah­rens mit ihren zwei klei­nen Kin­dern wie­der nach Ita­li­en zurück­ge­schickt wird (Fallnr. 288). Dies sind nur eini­ge von vie­len Bei­spie­len aus der Fall­da­ten­bank der SBAA.

Migran­tin­nen* sind oft­mals von Mehr­fach­dis­kri­mi­nie­rung betrof­fen – u.a. als Frau* und als Migran­tin*, unter Umstän­den auch auf­grund von wei­te­ren sozi­al und recht­lich kon­stru­ier­ten Kate­go­rien. Vie­le von ihnen leben und arbei­ten unter pre­kä­ren Bedin­gun­gen, erfah­ren Gewalt und Ras­sis­mus. Immer wie­der wird ihren frau­en­spe­zi­fi­schen Flucht­grün­den und Bedürf­nis­sen in asyl- und aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­ren zu wenig Rech­nung getra­gen. Die Hür­den, sich zur Wehr zu set­zen und ihre Rech­te ein­zu­for­dern, sind hoch. Noch höher sind sie für Sans-Papiers-Frau­en*, da die­se ohne Auf­ent­halts­sta­tus in der Schweiz leben. Die SBAA for­dert, dass in asyl- und aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­ren die frau­en­spe­zi­fi­schen Flucht­grün­de und die Bedürf­nis­se von Frau­en* ver­mehrt berück­sich­tigt wer­den. Die Wür­de und die Grund- und Men­schen­rech­te aller Frau­en* müs­sen respek­tiert und gewahrt wer­den – und zwar unab­hän­gig von Geschlecht, Her­kunft, Reli­gi­on und Aufenthaltsstatus.