Men­schen­han­del im Asylverfahren

Das Dub­lin-Ver­fah­ren darf nicht ver­hin­dern, dass Opfer von Men­schen­han­del ange­mes­se­ne Hil­fe­stel­lun­gen erhal­ten. Die Schweiz soll­te in die­sen Fäl­len aus huma­ni­tä­ren Grün­den sel­ber auf die Asyl­ge­su­che der betrof­fe­nen Frau­en eintreten.

Ver­mehrt wer­den auch in der Schweiz Fäl­le von Frau­en- und Mäd­chen­han­del im Asyl­ver­fah­ren publik. Den betrof­fe­nen Frau­en wird oft­mals zu wenig Schutz gebo­ten, wie Opfer­be­ra­tungs­stel­len beob­ach­ten. Viel­fach wer­den sie bei­spiels­wei­se wie­der in das­je­ni­ge Land zurück­ge­schickt, in dem sie als ers­tes regis­triert, auch wenn sie dort als Zwangs­pro­sti­tu­ier­te aus­ge­beu­tet wur­den. Die strik­te Ein­hal­tung des Dub­lin-Ver­fah­rens ver­un­mög­licht so immer wie­der einen wirk­sa­men Opfer­schutz. Das muss sich ändern! Dies for­dern auch zwei SP-Vor­stös­se von Yvonne Feri und Min Li Marti.

Der Tages­an­zei­ger ver­öf­fent­lich­te kürz­lich zwei auf­schluss­rei­che Arti­kel zu Men­schen­han­dels­op­fern aus Nige­ria und der damit ver­bun­de­nen Juju-Praxis:
Der Tages­an­zei­ger , 22.07.2017, Rapha­e­la Bir­rer: «Ein bru­ta­les Geschäft erreicht die Schweiz»

Der Tages­an­zei­ger , 21.07.2017, Clau­dia Blu­mer: «Die­se Mäd­chen brau­chen Schutz»

Oder in einem Bei­trag der WOZ vom 22. Juni 2017, Noë­mi Lan­dolt und Isa­bel Peter­hans: «Ich habe ver­sucht zu leben»

Mehr zum The­ma Frau­en­han­del fin­den Sie unter ande­rem auf der Web­site der FIZ Maka­si Fach­stel­le für Frauenhandel

Die SBAA the­ma­ti­sier­te die­ses Pro­blem in Ein­zel­fäl­len auf unse­rer Fall­da­ten­bank und unse­rem Fach­be­richt 2016 «Frau­en-Flucht-Asyl»:

Fall 288: «Kezia» wuchs in einem Dorf in Nige­ria auf, wo sie bis zu ihrer Aus­rei­se mit ihrer Mut­ter und ihrem älte­ren Bru­der leb­te. Im Alter von 22 Jah­ren wur­den sie und ein wei­te­res Mäd­chen von einer Frau über­re­det, mit ihr nach Euro­pa zu kom­men, um dort zu arbei­ten. Im Janu­ar 2009 flo­gen sie zu dritt nach Mai­land, wo die bei­den Mäd­chen zur Pro­sti­tu­ti­on gezwun­gen wur­den. Es wur­de ihnen gesagt, dass sie 70’000 Euro abzah­len müs­sen, andern­falls wür­den ihre Fami­li­en umge­bracht. Zwei Mona­te spä­ter konn­te «Kezia» flie­hen und leb­te vor­über­ge­hend auf der Stras­se, wo sie ver­ge­wal­tigt wur­de. Nach zwei Wochen wur­de sie von einem Mann aus Nige­ria bei sich auf­ge­nom­men. «Kezia» erfuhr, dass ihre Mut­ter bedroht und geschla­gen wur­de und dass sie nun für sie das Geld auf­trei­ben müs­se. Zudem wur­de der Mut­ter ein Fin­ger abge­schnit­ten. Die Unbe­kann­ten sag­ten ihr, dass sie «Kezia» suchen und töten wer­den, wenn sie nicht bezah­le. Ein ande­res Mäd­chen, das flie­hen konn­te, wur­de mit 27 Mes­ser­sti­chen nackt auf der Stras­se gefun­den. Im Febru­ar 2010 brach­te «Kezia» einen Sohn zur Welt. Als sie im August 2014 ver­such­te, ihre Mut­ter anzu­ru­fen, wur­de ihr mit­ge­teilt, dass man die Mut­ter seit einem Monat nicht mehr gese­hen habe. «Kezia» fürch­te­te nun noch mehr um ihr Leben, ver­liess Ita­li­en und floh in die Schweiz, wo sie ein Asyl­ge­such stellte.

Lesen Sie mehr zum The­ma frau­en­spe­zi­fi­sche Flucht­grün­de in unse­rem Fach­be­richt 2016 «Frau­en-Flucht-Asyl»