Nach­ruf

Nach­ruf für Han­ne­lo­re Fuchs, Prä­si­den­tin der Beob­ach­tungs­stel­le Ostschweiz

Letz­te Woche erreich­te uns die Nach­richt vom Tod von Han­ne­lo­re Fuchs. Sie war Prä­si­den­tin der Beob­ach­tungs­stel­le Ost­schweiz. Unse­re bei­den Beob­ach­tungs­stel­len ver­öf­fent­lich­ten nicht nur gemein­sa­me Berich­te, son­dern tausch­ten uns auch aus über die oft schwie­ri­ge Behör­den­will­kür und die gros­sen Pro­ble­me, die das Leben und die Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten und Migran­tIn­nen so schwie­rig machen.

Der letz­te gemein­sa­me Bericht, den Han­ne­lo­re beson­ders präg­te und bei dem wir von ihrem Wis­sen als enga­gier­te Rechts­an­wäl­tin inhalt­lich pro­fi­tier­ten, war der Bericht zum „Här­te­fall­recht in der poli­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung“. Han­ne­lo­re war eine Kämp­fe­rin für Gerech­tig­keit und fai­re Ver­fah­ren im Asyl- und Migra­ti­ons­we­sen. Dass die Här­te­fall­re­ge­lun­gen für abge­wie­se­ne Asyl­su­chen­de oder Sans-Papiers je nach Kan­ton ent­we­der gross­zü­gig gehand­habt und befür­wor­tet oder mit nicht nach­voll­zieh­ba­ren Argu­men­ten strik­te abge­lehnt wur­den, kri­ti­sier­te sie mit har­ten Fak­ten. Ihr Bericht ist ein Fun­dus von juris­ti­schen Hin­wei­sen. Oft beklag­te sie auch im per­sön­li­chen Gespräch die Stur­heit der Behör­den, wenn ein Här­te­fall­ge­such unge­recht­fer­tigt abge­lehnt wur­de und lob­te eini­ge West­schwei­zer Kan­to­ne, wel­che die Situa­ti­on von Geflüch­te­ten fach­kom­pe­ten­ter und mensch­li­cher ein­schätz­ten und auch ver­mehrt Här­te­fall­ge­su­che anerkannten.

Han­ne­lo­re hat­te einen dif­fe­ren­zier­ten Blick auf die Behör­den­ar­beit im Asyl­be­reich. Sie mach­te kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge, wo Gesprä­che mög­lich waren. Sie kri­ti­sier­te aber auch hef­tig die Macht­fül­le ein­zel­ner Behör­den­mit­glie­der, die undurch­sich­ti­gen Struk­tu­ren im Asyl­we­sen, die man­gel­haf­te und oft men­schen­un­wür­di­ge Betreu­ung, sowie die will­kür­li­che Ver­tei­lung von Gel­dern. Sie for­der­te mehr Trans­pa­renz und einen bes­se­ren Umgang mit Geflüch­te­ten, mehr Mensch­lich­keit, Wür­de und fai­re Behand­lung waren ihr wich­tig. All das brach­te ihr oft Kri­tik ein und sie wur­de sogar der Ehr­ver­let­zung ange­klagt, weil sie die Machen­schaf­ten eines Beam­ten öffent­lich anpran­ger­te. Die­ser zog die Kla­ge bis vor Bun­des­ge­richt – aber vergebens.

Han­ne­lo­re war eine wirk­sa­me „Unru­he­stif­te­rin“ im bes­ten Sin­ne des Wor­tes. Sie wehr­te sich für die Rech­te von geflüch­te­ten Men­schen, für Men­schen ohne Papie­re, für die sozi­al Schwa­chen. Es war ihr Lebens­mot­to auch als Politikerin.

Nun ist Han­ne­lo­re gestor­ben. Wir trau­ern mit ihrer Fami­lie und den Mit­ar­bei­te­rIn­nen der Beob­ach­tungs­stel­le Ost­schweiz für die­se enga­gier­te, star­ke und warm­her­zi­ge Frau. Wir ver­mis­sen sie!

Ruth-Gaby Ver­mot, Prä­si­den­tin Schwei­ze­ri­sche Beobachtungsstelle