Stel­lung­nah­me vom «Bünd­nis unab­hän­gi­ger Rechts­ar­beit im Asyl­be­reich» zur Ver­nehm­las­sung zum EU Migra­ti­ons- und Asylpakt

Ver­nehm­las­sung 2025/7 «Ver­ord­nungs­an­pas­sun­gen auf­grund der Über­nah­me des EU-Migra­ti­ons- und Asylpakts» 

Mit der Geneh­mi­gung der Bun­des­be­schlüs­se zur Über­nah­me und Umset­zung des EU-Migra­ti­ons- und Asyl­pakts hat sich das Par­la­ment vom 26.09.2025 für eine Betei­li­gung der Schweiz am refor­mier­ten Gemein­sa­men Euro­päi­schen Asyl­sys­tems aus­ge­spro­chen. Die Schweiz über­nimmt damit zen­tra­le Tei­le einer his­to­ri­schen Reform, die ein­sei­tig auf Abschot­tung, Inhaf­tie­rung und Ent­rech­tung setzt. Gefäng­nis­ähn­li­che Lager an den EU-Aus­sen­gren­zen, Aus­schaf­fun­gen in unsi­che­re Dritt­staa­ten und mas­sen­haf­te Daten­er­fas­sung – all das wird nun mit Schwei­zer Zustim­mung Realität.

Mit die­sem Ent­scheid über­nimmt die Schweiz fast aus­schliess­lich repres­si­ve Ele­men­te des Pakts. Schon jetzt pro­fi­tiert sie wie kein ande­res Land von die­sem Sys­tem, das Geflüch­te­te ent­rech­tet und ihre Wür­de miss­ach­tet. Künf­tig kann sie Geflüch­te­te wie­der bzw. noch leich­ter nach Ita­li­en, Kroa­ti­en oder Grie­chen­land aus­schaf­fen, wäh­rend ande­re bis zu drei Jah­re auf eine Prü­fung ihres Asyl­ge­suchs in der Schweiz war­ten müs­sen. Der Schutz von Men­schen auf der Flucht, eine Ori­en­tie­rung an den Men­schen­rech­ten sowie die Ein­hal­tung der völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen (ins­be­son­de­re der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, der Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on sowie der Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on) dro­hen dabei auf der Stre­cke zu bleiben.

Vor die­sem Hin­ter­grund for­dert das Bünd­nis unab­hän­gi­ger Rechts­ar­beit im Asyl­be­reich, dass der Bun­des­rat auf Ebe­ne der Ver­ord­nungs­an­pas­sun­gen wei­ter­hin bestehen­de Spiel­räu­me nutzt und sich dabei stets von den Inter­es­sen der Schutz­su­chen­den lei­ten lässt. Ins­be­son­de­re soll­te die Schweiz ihr Recht auf Dub­lin-Selbst­ein­trit­te kon­se­quent aus­schöp­fen – etwa für unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Asyl­su­chen­de, kran­ke Men­schen, Fami­li­en mit Kin­dern und Men­schen, die im Her­kunfts­land oder auf der Flucht geschlechts­spe­zi­fi­sche oder sexua­li­sier­te Gewalt erle­ben muss­ten. Ins­ge­samt ver­langt das Bünd­nis vom Bundesrat:

  • eine ver­bind­li­che Rege­lung der Selbst­ein­trit­te in Dub­lin-/AMM-VO-Ver­fah­ren;
  • einen restrik­ti­ven Ein­satz der Ver­län­ge­rung der Überstellungsfristen;
  • eine Stär­kung des Kin­des­wohls und der Familieneinheit;
  • eine Stär­kung des Daten­schut­zes im Bereich bio­me­tri­scher Daten;
  • einen Ein­be­zug der Über­prü­fungs­pha­se in den Rah­men der unent­gelt­li­chen Rechtsvertretung.

Alle Ver­nehm­las­sungs­ant­wor­ten der SBAA sind hier abrufbar.

13. Okto­ber 2025 (mh)