«Wir pro­du­zie­ren gera­de eine gros­se Zahl kaput­ter Kinder»

Wal­ter Leim­gru­ber, Prä­si­dent der Eid­ge­nös­si­schen Migra­ti­ons­kom­mis­si­on, kri­ti­siert den Umgang mit abge­wie­se­nen asyl­su­chen­den Per­so­nen. Die SBAA teilt sei­ne Einschätzung. 

In zwei Arti­keln im „Bund“ vom 13.11.2020 sowie im Bie­ler Tag­blatt vom 7.11.2020 kri­ti­siert Wal­ter Leim­gru­ber, Prä­si­dent der Eid­ge­nös­si­schen Migra­ti­ons­kom­mis­si­on (EKM), wie die Kan­to­ne, u.a. Bern, mit abge­wie­se­nen asyl­su­chen­den Per­so­nen umge­hen. Ins­be­son­de­re für die Kin­der sei die Situa­ti­on in der Not­hil­fe untrag­bar. Rück­kehr­zen­tren sei­en kei­ne kind­ge­rech­te Umge­bung, die meis­ten Kin­der wer­den laut Leim­gru­ber psy­chisch krank. Im Inter­view mit dem „Bund“ hielt er fest: «Wir pro­du­zie­ren gera­de eine gros­se Zahl kaput­ter Kin­der». Die Ber­ner Migra­ti­ons­be­hör­den wei­sen die Kri­tik an ihren Rück­kehr­zen­tren zurück und hal­ten fest, dass eine kind­ge­rech­te Unter­brin­gung mög­lich sei („Bund“ vom 13.11.2020).

Abge­wie­se­ne asyl­su­chen­de Per­so­nen leben von der Not­hil­fe und bekom­men rund 8 Fran­ken im Tag. Die Not­hil­fe ist kurz- und nicht lang­fris­tig ange­legt, zahl­rei­che Per­so­nen sind jedoch inzwi­schen Lang­zeit-Not­hil­fe-Bezie­hen­de, da sie nicht aus­rei­sen kön­nen. Leim­gru­ber for­dert nun Lösun­gen für die Lang­zeit-Bezie­hen­den. Wer seit Jah­ren in der Schweiz sei und sich nichts zu schul­de kom­men liess, sol­le eine Per­spek­ti­ve erhal­ten, insb. Fami­li­en, Kin­der und Jugendliche.

Die SBAA unter­stützt Leim­gru­bers Ein­schät­zung sowie sei­ne For­de­run­gen nach einer Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on der Lang­zeit-Bezie­hen­den und der betrof­fe­nen Min­der­jäh­ri­gen. Die Schweiz hat die UNO-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on (KRK) rati­fi­ziert und ist ver­pflich­tet, sich dar­an zu hal­ten. Gemäss KRK steht das Kin­des­wohl im Zen­trum und ver­pflich­tet die Behör­den, die­ses in allen Ent­schei­den vor­ran­gig zu behan­deln. Alle Min­der­jäh­ri­gen sol­len in einem sta­bi­len, sozia­len und fami­liä­ren Umfeld auf­wach­sen können.

Die Kin­der von abge­wie­se­nen Eltern «erben» deren ille­ga­len Auf­ent­halts­sta­tus. Das darf nicht sein. Die Kin­der sol­len nicht unschul­dig den ille­ga­len Auf­ent­halts­sta­tus über­neh­men müs­sen, son­dern einen eige­nen Sta­tus erhal­ten, wenn sie hier gebo­ren wur­den. Durch die Situa­ti­on in der Not­hil­fe wird den Kin­dern und Jugend­li­chen jeg­li­che Per­spek­ti­ve geraubt. Ihre Situa­ti­on ist eine Form struk­tu­rel­ler Gewalt gegen das Kin­des­wohl. Die SBAA ruft die Behör­den drin­gend dazu auf, das Kin­des­wohl stär­ker zu berück­sich­ti­gen und die grund­le­gen­den Rech­te aller abge­wie­se­nen asyl­su­chen­den Per­so­nen einzuhalten.