Ist Armut ein Verbrechen?

Heu­te lan­ciert die SBAA zusam­men mit 65 Orga­ni­sa­tio­nen die Alli­anz «Armut ist kein Verbrechen». 

Armut kann uns alle tref­fen. Sei es wegen einem Arbeits­platz­ver­lust, einem Unfall, einer Wirt­schafts­kri­se, Krank­heit, Schei­dung oder einer ande­ren per­sön­li­chen Not­la­ge. Gera­de die Coro­na­kri­se hat das ein­drück­lich gezeigt. Unser Sozi­al­sys­tem ist des­halb dazu da, uns allen in sol­chen Situa­tio­nen ein men­schen­wür­di­ges Leben zu garantieren.

Doch dies gilt nicht für alle. Über 2 Mil­lio­nen Men­schen ohne Schwei­zer Pass woh­nen und arbei­ten in der Schweiz und zah­len hier Steu­ern, vie­le von ihnen sind hier gebo­ren oder als Kin­der in die Schweiz gekom­men. Nach den letz­ten Ver­schär­fun­gen des Aus­län­der- und Inte­gra­ti­ons­ge­set­zes (AIG) vom 1.1.2019 kön­nen Men­schen mit einer Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung (C‑Ausweis), die sogar seit mehr als 15 Jah­re in der Schweiz leben, die­sen Aus­weis wie­der ver­lie­ren. Das ist inakzeptabel!

Noé­mi Weber, Geschäfts­lei­te­rin der SBAA, sagt im Sonn­tags­Blick von heu­te dazu: «Wir haben Kennt­nis von einer Rei­he von Fäl­len, in denen der unver­schul­de­te Bezug von Sozi­al­hil­fe zu Rück­stu­fun­gen oder sogar zum Ver­lust der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung führ­te». Gemäss einer Sta­tis­tik des Staats­se­kre­ta­ri­ats für Migra­ti­on (SEM) wur­den 2019 und 2020 ins­ge­samt 313 rechts­kräf­ti­ge Rück­stu­fun­gen ver­fügt. Die Grün­de dafür wur­den aber nicht erfasst. Auch vie­le kan­to­na­le Migra­ti­ons­äm­ter erfas­sen die Grün­de nicht, die Daten­la­ge ist ungenügend.

Das Aus­län­der- und Inte­gra­ti­ons­ge­setz muss des­halb ange­passt wer­den: Nach 10-jäh­ri­gem Auf­ent­halt in der Schweiz soll es nicht mehr mög­lich sein, eine Per­son aus­schliess­lich auf­grund von unver­schul­de­tem Sozi­al­hil­fe­be­zug weg­zu­wei­sen oder ihre Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung zurück­zu­stu­fen. Um die­ses Ziel zu errei­chen, hat die SBAA zusam­men mit der SP und der Gewerk­schaft Unia sowie zahl­rei­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Vertreter*innen aus der Zivil­ge­sell­schaft die Alli­anz «Armut ist kein Ver­bre­chen» ins Leben geru­fen. Die SBAA setzt sich so gemein­sam mit 65 Orga­ni­sa­tio­nen mit einem offe­nen Brief an den Natio­nal­rat gegen die­se Ver­schär­fun­gen ein.

Zur Web­site: www.poverty-is-not-a-crime.ch