Kom­men­tar zum Ungarn-Grund­satz­ent­scheid des BVGers

In einem Grund­satz­ur­teil vom 09.06.2017 äus­ser­te sich das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zum The­ma Dub­lin-Über­stel­lun­gen nach Ungarn.

Im Grund­satz­ent­scheid (D‑7853/2015) ent­schied das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, dass das Staats­se­kre­ta­ri­at für Migra­ti­on künf­tig kei­ne Asyl­su­chen­den nach Ungarn zurück­schi­cken darf, selbst wenn Ungarn auf­grund des Dub­lin-Abkom­mens für die Behand­lung deren Asyl­ge­su­che zustän­dig wäre.

Die­ser Ent­scheid ist äus­serst begrüs­sens­wert. Die SBAA hat die unmensch­li­chen Zustän­den in unga­ri­schen Asyl­camps und die Schwei­zer Pra­xis, wei­ter­hin Dub­lin-Über­stel­lun­gen nach Ungarn durch­zu­füh­ren, bereits in frü­he­ren Bei­trä­gen kri­ti­siert. (Sie­he unse­re Bei­trä­ge vom März 2017: «Ungarn beschliesst Gesetz zur Inter­nie­rung von Flücht­lin­gen» und  «EGMR rügt Ungarn im Urteil vom 14.03.2017 wegen sei­ner Asyl­pra­xis»)

Bedau­erns­wert ist hin­ge­gen, dass das BVGer die bereits hän­gi­gen Fäl­le nicht sel­ber ent­schei­det und das SEM auch nicht dazu auf­for­dert, mit­tels Selbst­ein­tritt aus huma­ni­tä­ren Grün­den auf die hän­gi­gen Asyl­ge­su­che ein­zu­tre­ten. Es ist abso­lut nicht nach­voll­zieh­bar, wes­halb die Asyl­ver­fah­ren der betrof­fe­nen Per­so­nen der­art unnö­tig in die Län­ge gezo­gen wer­den. Die Gesuch­stel­le­rIn­nen haben ein Recht dar­auf, dass ihre Gesu­che innert nütz­li­cher Frist behan­delt wer­den. Eine Ver­bes­se­rung der Lage in Ungarn ist der­zeit weit und breit nicht ersichtlich.

Die SBAA for­dert des­halb den umge­hen­den Selbst­ein­tritt auf die Gesu­che von Asyl­su­chen­den, die via Ungarn in die Schweiz ein­ge­reist sind.