Pri­va­te See­not­ret­tung aus Sicht von «Lifeline»-Kapitän Reisch

Kapi­tän Claus-Peter Reisch hielt am Don­ners­tag­abend in Bern auf Ein­la­dung der SBAA und der Mar­lies Korn­feld Nepal Stif­tung einen ein­drück­li­chen Vor­trag über sei­ne Ein­sät­ze im Mittelmeer. 

Men­schen in See­not geret­tet und vom Gericht ver­ur­teilt – «Lifeline»-Kapitän Claus-Peter Reisch berich­te­te auf bewe­gen­de und ein­drück­li­che Wei­se in der vol­len Aula des Pro­gr über sei­ne Ein­sät­ze im Mit­tel­meer mit sei­ner Crew. Vor einem Jahr war er in der­sel­ben Situa­ti­on wie zur­zeit Kapi­tä­nin Caro­la Racke­te. Als Kapi­tän muss­te er mit 235 geflüch­te­ten Men­schen an Bord tage­lang auf See aus­har­ren, wäh­rend sie­ben Tagen koch­ten sie auf einem Vier­plat­ten­herd 500 Mahl­zei­ten pro Tag. Nach­dem das Ret­tungs­schiff in Mal­ta in den Hafen ein­lau­fen konn­te, wur­de es im Som­mer 2018 durch die mal­te­si­schen Behör­den beschlag­nahmt und Kapi­tän Claus-Peter Reisch wur­de ange­klagt. Ihm wur­de vor­ge­wor­fen, das Schiff sei nicht rich­tig regis­triert gewe­sen. Im Mai wur­de er in Mal­ta zu einer Geld­stra­fe von 10‘000 Euros ver­ur­teilt. Inzwi­schen konn­te die NGO «Mis­si­on Life­line» mit Spen­den­gel­dern ein neu­es Schiff kau­fen, das in vier Wochen zum ers­ten Mal aus­lau­fen soll.

Wie Claus-Peter Reisch for­dert auch die SBAA eine gesamt­eu­ro­päi­sche Lösung und einen fai­ren Ver­teil­schlüs­sel für geflüch­te­te Men­schen auf alle euro­päi­schen Staa­ten. Zusam­men mit ande­ren Trä­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen for­dert die SBAA des­halb in einer Peti­ti­on den Bun­des­rat und das Par­la­ment dazu auf, umge­hend Mass­nah­men zu ergrei­fen, damit Men­schen in See­not auf dem Mit­tel­meer geret­tet sowie rasch und dezen­tral auf­ge­nom­men wer­den. Die Schweiz soll sich am Auf­bau eines euro­pä­isch orga­ni­sier­ten und finan­zier­ten zivi­len See­not­ret­tungs­sys­tems beteiligen.

Huma­ni­tä­re Hil­fe wird jedoch nicht nur im Zusam­men­hang mit See­not­ret­tung kri­mi­na­li­siert. Auch in der Schweiz gibt es eine Kri­mi­na­li­sie­rung der Soli­da­ri­tät. Als Bei­spie­le kön­nen die Ver­ur­tei­lung von Pfar­rer Nor­bert Val­ley oder der Men­schen­rechts­ak­ti­vis­tin Anni Lanz genannt wer­den. Gemäss Bun­des­amt für Sta­tis­tik wur­den allein im Jahr 2017 1170 Per­so­nen der «För­de­rung der rechts­wid­ri­gen Ein- und Aus­rei­se sowie des rechts­wid­ri­gen Auf­ent­halts» (Art. 116 AIG) beschul­digt, 785 Per­so­nen davon wur­den ver­ur­teilt. Aus der Sta­tis­tik ist nicht ersicht­lich, wie vie­le Per­so­nen aus huma­ni­tä­ren Grün­den gehan­delt haben. Klar ist jedoch, dass es sich dabei nicht um Ein­zel­fäl­le han­delt. Eine Peti­ti­on von Soli­da­ri­té sans Fron­tiè­res und Amnes­ty ver­langt des­halb, das Gesetz so anzu­pas­sen, dass Per­so­nen sich nicht straf­bar machen, wenn sie aus ach­tens­wer­ten bzw. huma­ni­tä­ren Grün­den Hil­fe leisten.

Medi­en­spie­gel:

Radio SRF, Tages­ge­spräch 5. Juli: Claus-Peter Reisch, See­not­ret­ter auf dem Mittelmeer

Ber­ner Zei­tung, 6. Juli: «Auf See keh­ren sich die Din­ge um»

Der Bund, 6. Juli: «So schüt­tet man Was­ser auf die Müh­len von Salvini»

Tages­an­zei­ger, 6. Juli: «So schüt­tet man Was­ser auf die Müh­len von Salvini»

Vol­le Aula im Pro­gr (Fotos: Leo­nie Mugglin)